Am 19.10.2023 begrüßten wir im Rahmen der Fussballkulturtage NRW 2023 den Ex-SCP07 Profi Martin Amedick und den Sportjournalisten und Autor Ronald Reng. Vor vollbesetzten Reihen hielten sie einen Vortrag mit dem Thema “Stark am Ball – Stark im Leben” über Depression und psychische Gesundheit. Unterhaltsam, aber auch bewegend, spielten sie sich in den Räumen des Fanprojekts, verbal die Bälle zu. Reng schlüpfte zwischenzeitlich in die Rolle eine Sportkommentators und erzeugte so klare Bilder in den Köpfen des Publikums und dann wieder erklärte er sehr detailreich, sachlich und präzise, wie eine Depression diagnostiziert wird. Martin Amedick schaltete sich als Betroffener immer wieder mit ein und konnte sehr klare Beispiele zu den verschiedenen Symptomen und Stadien geben. Amedick beschrieb seinen Zustand, wenn er in der Depression war, als wenn er eine schwere Maske aufhatte und er sich über nichts freuen konnte und die Maske ihn mit viel Kraft runterziehen wollte. “Es gab Zeiten, da musste meine Frau meine Sporttasche packen, weil ich auch dazu keinen Antrieb und Kraft mehr fand.” Reng nutzte ein anderes Bild. Er beschrieb die Depression, die er hautnah bei seinem Freund Robert Enke erlebte, anhand der Dementoren aus dem Buch Harry Potter. Diese entziehen ihren Opfern alle mentalen Empfindungen. Reng berichtet des Weiteren davon, dass er von der Depression Enkes, bis zu dessen Suizid, nichts wusste, aber Veränderungen wahrgenommen hatte. So erlebte er ihn im März vor seinem Tod als sehr verschlossen, still und ruhig. Oft tauschte er abends mit Robert Enke SMS aus. Das waren, wie sich später herausstellte, die klaren und freudigen Momente Roberts, weil er den Tag hinter sich gebracht hat. Reng ermutigt Betroffene, aber auch Angehörige dazu, offen miteinander zu sprechen und gegenseitig Verständnis zu haben.
Die beiden machten während ihres Vortrags deutlich, dass Depressionen jeden und jede treffen kann, dass es dafür nicht immer einen Auslöser braucht. Amedick beschreibt das Gefühl als er nach 1,5 Jahren des Versteckspiels endlich über seine Depression reden konnte als sehr befreiend. Anschließend konnte er mit Hilfe von Medikamenten aus der Antriebslosigkeit herauskommen. Sein Umfeld und auch sein damaliger Verein reagierten positiv auf seine Offenheit.
Die anschließende Diskussionsrunde nutzen die Zuschauer*innen um über eigene Erfahrungen mit Depression zu berichten und konnten sich so auch gegenseitig bestärken, sich weiter der Krankheit entgegenzustellen.
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Zuschauer*innen bedanken. Danke, dass ihr den Mut hattet auch über eure eigenen Geschichten zu sprechen! Ein großer Dank geht an Martin Amedick und Ronald Reng für ihren kurzweiligen und unterhaltsamen Vortrag, den sehr viele wohl noch lange in Erinnerung behalten werden. Wir hoffen, dass wir einen Teil dazu beitragen konnten, das Thema psychische Gesundheit und Depression zu enttabuisieren. Wer weiteren Redebedarf zu diesem Thema hat, kann sich gerne bei uns melden. Auf der Homepage der Robert-Enke-Stiftung findet ihr weiterführend Infos, Material und Kontaktadressen.
